Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
mein Name ist Michael Böhm, ich bin Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum in Homburg und vor allem verantwortlich für die Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin. Herzinsuffizienz ist eins der wachsenden Probleme in unseren heutigen Gesundheitssystemen. In Deutschland ist die chronische Herzinsuffizienz mit ihrer Dekompensation die häufigste Aufnahmeursache in Krankenhäusern; in der Universitätsklinik, in Allgemeinkrankenhäusern, aber auch die wichtigste Ursache für Vorstellungen in Allgemeinarzt- und Facharztpraxen. Als eine wichtige Begleiterkrankung, man nennt das auch Komorbidität, tritt häufig eine Anämie auf, aber nicht eben nur eine Anämie, sondern auch ein Eisenmangel. Und dieser Eisenmangel kann auftreten, je nach Schweregrad des Syndroms der chronischen Herzinsuffizienz, in etwa 30 bis 50 % der betroffenen Patienten. Man weiß, dass die Patienten, die einen Eisenmangel haben, unabhängig davon, ob sie eine Anämie aufweisen, eine schlechtere Belastbarkeit, eine schlechtere Lebensqualität, aber auch höhere Hospitalisierungsraten und eine höhere Sterblichkeit haben. Das bedeutet, aufgrund dieser Zusammenhänge wurde die Hypothese suggeriert, dass ein Eisenmangel ein wichtiger Angriffspunkt für eine Therapie mit Eisen ist. Nun ist es so, dass chronische Erkrankungen davon begleitet sind und charakterisiert sind, dass Eisen nicht adäquat resorbiert wird. Insofern hat man in vorangehenden Studien die IV-Gabe von Eisen mit Ferric Carboxymaltose bereits untersucht. Und in einigen Studien, und die Namen sind zum Beispiel die Ferric-Studie und die FAIR-HF-Studie, konnte eindeutig gezeigt werden, dass Eisen die Belastbarkeit und die Lebensqualität, aber auch den Schweregrad der Herzinsuffizienz, gemessen an der New York Heart Association NYHA-Klasse deutlich verbessern kann. Was man nicht wusste bisher, ist, ob Eisen tatsächlich sicher ist und ob sich diese günstige Wirkung von Eisen auch auf die Hospitalisierungsrate übersetzt. Jetzt gerade erschienen ist die Studie, die das versucht hat prospektiv zu adressieren, und das ist die FIRM-HF-Studie. FIRM-HF randomisierte Patienten mit einer signifikanten Herzinsuffizienz, viele von denen waren gerade kürzlich wegen einer Dekompensation im Krankenhaus untersucht worden. Es wurden eingeschlossen 1108 Patienten an 131 Zentren in europäischen und amerikanischen Ländern. Es kam zu dem primären Endpunkt, oder der primäre Endpunkt wurde untersucht, und das war ein zusammengesetzter Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod und allen Herzinsuffizienzhospitalisierungen. Der sekundäre Endpunkt war, die erste Herzinsuffizienzhospitalisierung und/oder der kardiovaskuläre Tod, also quasi die Zeit bis zum ersten Auftreten – das war der Sekundäre. Es zeigte sich, dass die kardiovaskulären Todesfälle, aber die Herzinsuffizienzhospitalisierung in ihrer Gesamtheit um 21 % reduziert wurde. Eingeschlossen wurden hier Patienten mit Eisenmangel. Wurde vorher der Eisenmangel bereits korrigiert, war diese Zahl mit 26 % ähnlich. Diese Patienten hatten auch, wenn man einen zweiten, sekundären Endpunkt anschaut, nämlich die Zeit bis zur ersten Hospitalisierung oder kardiovaskulärem Tod, eine Übereinstimmung, nämlich 20-prozentige Risikoabnahme. Die Studie hatte eine Besonderheit: Durch die Covid-19-Erkrankungshäufigkeit in den Ländern kam es zu einer gewissen Unsicherheit in der Verfolgung dieser Patienten. Man hat dann ein akzeptables und wirklich kluges System herausgearbeitet, wie man damit umgeht, und man hat sozusagen die Nachverfolgung immer gestoppt für Patienten in Ländern nach Auftreten des ersten Covid-Falles, um jeder Unsicherheit aus dem Weg zu gehen. Und diese Ergebnisse wurden damit relativ klar gefunden bei Patienten, die in der Zahl und in der Nachbeobachtungszeit etwas geringer beobachtet wurden als ursprünglich gedacht. Alles in allem unterstützen die Daten die Ergebnisse vorangehender Studien wie FAIR-HF, dass Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität erwarten, aber vor allen Dingen auch eine Abnahme von Hospitalisierungsraten – das ist die wirkliche Erweiterung. Die Untersuchung und die Gabe von Ferric Carboxymaltose war sicher, es kam zu keiner Übersterblichkeit in dieser Studie und zu vergleichbar sehr wenigen Nebenwirkungen. Die Konsequenz dieser Studie wird sein, dass sie das Konzept einer rechtzeitigen Therapie durch Eisen bei Patienten mit Eisenmangel mit aber auch ohne Anämie voll unterstützt, sodass man davon ausgehen wird, dass es eine verstärkte Betonung in den Leitlinien zu Herzinsuffizienz erfahren wird, die erwartet werden im Mai im Jahr 2021. Und damit wünsche ich Ihnen bei der Anwendung neuer Therapieprinzipien viel Erfolg und ein gesundes Jahr 2021.
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