Sprecher:
Ich begrüße Sie zur CME-Fortbildung auf ReachMD. Diese Fortbildungsmaßnahme mit dem Titel: „AHA 2020: Neue Erkenntnisse über Eisenmangel und Herzinsuffizienz“ wird von Medtelligence zur Verfügung gestellt und durch einen unabhängigen Fortbildungszuschuss von Vifor Pharma unterstützt.
Bevor Sie beginnen, lesen Sie sich bitte die Offenlegungserklärung des Lehrkörpers sowie die Offenlegung hinsichtlich der kommerziellen Unterstützung und die Lernziele durch.
Dr. Butler:
Wir wissen zweifellos, dass etwa 50 % der Patienten mit Herzinsuffizienz (HF) unter Eisenmangel leiden. Eisenmangel ist mit beeinträchtigter körperlicher Belastbarkeit, schlechter Lebensqualität und erhöhter Mortalität verbunden. Hospitalisierte Patienten mit akuter Herzinsuffizienz leiden häufig an Eisenmangel unabhängig von Anämie. Sollten wir bei unseren hospitalisierten Herzinsuffizienz-Patienten einen Eisenmangel behandeln?
Ich begrüße Sie bei CME auf ReachMD. Ich bin Dr. Javed Butler und für unser heutiges Gespräch mit dabei sind Dr. Piotr Ponikowski und Dr. Gerasimos Filippatos.
Dr. Filippatos:
Hallo, und vielen Dank für die Einladung, Javed. Ich freue mich sehr, hier zu sein.
Dr. Ponikowski:
Hallo, Javed. Hallo, Gerasimos. Ich danke Ihnen vielmals für die Einladung. Vielen Dank, dass ich dabei sein darf. Vielen Dank für die Gelegenheit, die AFFIRM-AHF-Studie zu besprechen.
Dr. Butler:
Schön, dass Sie hier sind. Nun, Dr. Filippatos, basierend auf unserem aktuellen Wissen, ist Eisenmangel ein Risikomarker oder ein Risikofaktor?
Dr. Filippatos:
Javed, ich denke, dass Eisenmangel sowohl ein Risikomarker als auch ein Risikofaktor für Patienten mit Herzinsuffizienz ist. Er steht in Verbindung mit einer schlechteren Dyspnoe-Klassifizierung, schlechterer körperlicher Belastbarkeit und Lebensqualität sowie einer höheren Mortalitäts- und Herztransplantationsrate. Und er ist ein Risikofaktor, weil die i.v. Verabreichung von Eisen bzw. Eisencarboxymaltose, wie sich in vielen Studien in der Metaanalyse der Daten auf Patientenebene gezeigt hat, einschließlich CONFIRM Heart Failure und FAIR Heart Failure, mit einer Verbesserung der Lebensqualität und Herzfunktion, einer erhöhten Belastungstoleranz und einem maximalen Sauerstoffverbrauch verbunden ist und die Hospitalisierung von Patienten mit HF und reduzierter Ejektionsfraktion verringert.
Dr. Butler:
Wenden wir uns jetzt an Sie, Dr. Ponikowski. Wir wissen, dass die Behandlung mit i.v. Eisen zu guten Ergebnissen bei Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion führt. Wir sehen uns eine andere Population an. Erzählen Sie uns etwas über die Ziele der AFFIRM-AHF-Studie. Welche Frage haben Sie und Ihre Kollegen zu beantworten versucht?
Dr. Ponikowski:
Ja, Javed, in der Tat. Gerasimos hat uns gerade über stabile Patienten mit chronischer HF berichtet, und wir wissen, dass von den Patienten, die aufgrund einer akuten Dekompensation eingeliefert werden, etwa 70 %–80 % gleichzeitig unter Eisenmangel leiden. Wir wissen auch, dass dies unabhängig mit dem Ergebnis verbunden ist. Wir glauben, dass eine Intervention in diesem Stadium, nachdem die Patienten stabilisiert wurden und nach Hause entlassen werden können, in Form einer i.v. Eisenaufsättigung das Risiko einer erneuten Hospitalisierungen und kardiovaskuläre Todesfälle verringern würde. Es war der Grundgedanke hinter der Studie. Bei Patienten, die mit Eisenmangel und einem sehr hohen Risiko für eine Rehospitalisierung nach der Entlassung oder kardiovaskulären Tod akut eingewiesen werden, ist eine Intervention zur Eisenaufsättigung vor und im Zeitraum nach der Entlassung sehr wichtig, um die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern, da dies, wie wir alle wissen, die risikoreichste Phase im natürlichen Krankheitsverlauf ist.
Dr. Butler:
In der Tat. Für diejenigen, die sich gerade einschalten, Sie hören die CME-Fortbildung auf ReachMD. Ich bin Dr. Javed Butler und mit dabei sind Dr. Piotr Ponikowski und Dr. Gerasimos Filippatos. Wir besprechen neue Daten, die von der American Heart Association Scientific Session 2020 im Zusammenhang mit Eisenmangel bei akuter Herzinsuffizienz veröffentlicht wurden.
Dr. Ponikowski, erzählen Sie uns doch einmal, was Sie beobachtet haben, wenn Eisenmangel bei Patienten behandelt wurde, die aufgrund von akuter HF hospitalisiert waren.
Dr. Ponikowski:
Lassen Sie mich zuerst einmal sagen, wer an der Studie teilgenommen hat. Wie ich schon sagte, wir haben uns auf Patienten konzentriert, die mit akuter HF eingeliefert wurden. Wir wollten sicherstellen, dass wir es wirklich mit Patienten mit akuter HF zu tun hatten, das Kriterium war also, diese durch Anzeichen und Symptome und erhöhte natriuretische Peptide zu bestätigen. Das zweite Einschlusskriterium war Eisenmangel gemäß der Definition der ESC-Leitlinien [European Society of Cardiology] für Herzinsuffizienz. Die Patienten mussten auch eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion unter 50 % aufweisen, und diese musste in den letzten 12 Monaten vor der Einweisung dokumentiert sein.
Wir hatten Standard-Ausschlusskriterien, aber ich würde gerne wiederholen, dass wir Patienten mit aktiver Infektion und Notwendigkeit einer antimikrobiellen Behandlung während der Index-Hospitalisierung ausgeschlossen haben. Der primäre Endpunkt der Studie war definiert als Zusammensetzung aus Gesamthospitalisierung aufgrund von HF und kardiovaskulärem Tod bis zu 52 Wochen. Dies ist wichtig, weil wir uns auf die rezidivierenden Ereignisse konzentrierten. Wir verwendeten nicht nur die Zeit bis zum ersten Ereignis, sondern fokussierten uns auch auf Rehospitalisierung aufgrund von HF unter dem Aspekt, dass dies wirklich die Belastung bei HF ist, bei der wir eingreifen wollen.
Es gab 1.100 Patienten, 1.108 davon wurden gleichmäßig verteilt untersucht. Sie waren alle um die 70. Etwa 42 % waren Frauen, wir hatten also eine ziemlich hohe Anzahl weiblicher Patienten, und etwa 50 % hatten eine ischämische Ätiologie. Diese Population war also ziemlich typisch für die Patienten, die jetzt akut hospitalisiert werden.
Ich komme wieder auf die Ergebnisse zurück. Der primäre Endpunkt, Gesamt-HF-Hospitalisierung und kardiovaskulärer Tod mit Ratenverhältnis von 0,79, also 21 % Verringerung, was statistisch mit einem P-Wert von 0,059 nahezu statistisch signifikant war. Aber für den primären Endpunkt, also die Gesamt-HF-Hospitalisierung, betrug das Ratenverhältnis 0,74, also 26 % Verringerung, und dies war mit 0,013 statistisch bedeutend.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass kardiovaskulärer Tod nicht betroffen war, aber da die Studie durch die COVID-Pandemie beeinflusst wurde, entschieden wir, die vorgegebene Sensitivitätsanalyse durchzuführen, in der wir in jedem Land alle Patienten an dem Tag zensierten, an dem der erste Fall in jedem Land gemeldet wurde. Das war vorgegeben und es war die erste Art von Reaktion und die erste Studie, die unter diesen Umständen berichtete. In dieser Sensitivitätsanalyse wurden alle primären und sekundären Endpunkte durch Eisencarboxymaltose signifikant verbessert. Dies wäre meine Zusammenfassung der AFFIRM-AHF-Studie.
Dr. Butler:
Glückwunsch zur Leitung dieser Studie. Jetzt, wo wir die Daten kennen, was sagen diese über die zukünftige Patientenversorgung aus?
Dr. Ponikowski:
Eisenmangel ist bei akuter HF sehr häufig. Eisenmangel kann leicht mit einem einfachen Bluttest erkannt werden. Drittens, Eisenmangel sollte bei mit akuter HF hospitalisierten Patienten mit diesem einfach Bluttest beurteilt werden. Wir können also jetzt sagen, dass dies ein wichtiges Therapieziel für die Hochrisikopopulation ist. Es ist genau das, was Gerasimos sagte – bei stabilen – aber nicht nur im Kontext der Verbesserung der Lebensqualität sondern auch im Hinblick auf eine Verbesserung der Ergebnisse und Verringerung der Belastung durch HF-Hospitalisierung.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass wir mit der Botschaft fortfahren müssen, dass die Verabreichung von Eisencarboxymaltose, also von i.v. Eisen an Patienten mit Eisenmangel, die nach einer akuten HF-Episode stabilisiert sind, das Risiko für weitere HF-Hospitalisierungen verringert. Das ist die Botschaft, die wir aussenden müssen, sodass wir Bewusstsein dafür schaffen können, dass es sich lohnt, sie in unserer klinischen Praxis zu berücksichtigen.
Dr. Butler:
Dr. Filippatos, was denken Sie darüber? Und was ist mit anderen Arten von i.v. Eisen?
Dr. Filippatos:
Danke, Javed. Ich denke, dass nach den Ergebnissen der AFFIRM-AHF-Studien aber auch unter Berücksichtigung der Gesamtevidenz Eisencarboxymaltose in den Behandlungsplan vor Entlassung bei Patienten mit Eisenmangel aufgenommen werden sollte, die aufgrund von akuter HF hospitalisiert wurden. Was die anderen i.v. Eisen angeht, wurden in kleinen Studien wie Sie wissen auch Eisensucrose, Natriumeisengluconat und Eisenisomaltosid angewendet, die Evidenz für HF liegt derzeit aber für Eisencarboxymaltose vor.
Dr. Butler:
Welche anderen Studien laufen zum Thema Eisenmangel, Dr. Filippatos? Und was werden sie zu dem beitragen, was wir aus AFFIRM-AHF bereits wissen?
Dr. Filippatos:
Ja, es gibt 3 große laufende Morbiditäts- und Mortalitätsstudien: IRONMAN in UK mit Eisenisomaltosid, gesponsert von der UK-Regierung, FAIR-HF-II in Europa, auch durch deutsche staatliche Mittel gesponsert, und in den USA, wie Sie wissen. HEART-FID auch mit Patienten mit HF und reduzierter Ejektionsfraktion. Ich denke, alle diese Studien werden uns die fehlenden Informationen zu kardiovaskulärer Mortalität, aber auch Informationen in einer breiteren Population weltweit liefern. Und ich denke, dass eine weitere sehr wichtige Studie läuft, FAIR-HFpEF, FAIR bei Patienten mit HF mit erhaltener Ejektionsfraktion, in der die Verbesserung der Funktionsklasse und Lebensqualität beurteilt wird; dies ist auch eine wichtige Studie, weil sie uns das erste Mal Informationen zu Patienten liefert, über die wir keine Angaben hinsichtlich Eisenmangel haben.
Ich denke, dass diese wichtigen Studien und die Gesamtevidenz daraus uns helfen werden, Eisenmangel in der Gesamtpatientenpopulation mit HF und reduzierter aber auch erhaltener Ejektionsfraktion besser zu verstehen.
Dr. Butler:
Das ist großartig. Ich freue mich wirklich sehr auf diese Ergebnisse. In unseren letzten Minuten für heute bitte ich Sie, uns Ihre Schlussfolgerung für unsere Zuhörer abzugeben. Dr. Filippatos, wollen Sie diesmal anfangen?
Dr. Filippatos:
Javed, ich glaube, dass die Quintessenz aus diesem AHA-Kongress und der Präsentation der AFFIRM-AHF-Studien, aber auch aus der Gesamtevidenz aus früheren Studien ist, dass mit akuter HF hospitalisierte Patienten auf Eisenmangel untersucht und behandelt werden sollten, wenn dieser vorliegt, um die Ergebnisse zu verbessern und Hospitalisierungen aufgrund von Herzinsuffizienz zu verringern.
Dr. Butler:
Dr. Ponikowski, wie denken Sie darüber? Was ist Ihre letzte Botschaft an uns?
Dr. Ponikowski:
Ich kann dem, was Gerasimos sagte, nur vollkommen zustimmen. Diejenigen, die akut eingelieferte Patienten mit HF behandeln, sollten beachten, das Eisenmangel eine der häufigsten Komorbiditäten ausmacht, die bis zu 75 %, 80 % dieser Patienten betrifft. Wie wir schon sagten, ist dies einfach mit einem Bluttest feststellbar, wenn wir denn daran denken, diesen Test vor der Krankenhausentlassung durchzuführen. Genau wie Gerasimos sagte: Eisenmangel muss festgestellt werden, sodass, wenn die Patienten nach Hause gehen können, wir daran denken sollten, dass wir Eisencarboxymaltose haben, die intravenös verabreicht werden kann. Und erinnern Sie sich bitte auch daran, dass in unserer Studie 1 bis 2 Eisencarboxymaltose-Injektionen bei der großen Mehrzahl der Patienten zu einer so signifikanten Verbesserung beim Ergebnis führt, der Verringerung der HF-Rehospitalisierung. Das wäre also meine Schlussfolgerung.
Dr. Butler:
Ich stimme Ihnen völlig zu. Zwei Fakten sind aus dem heute Gelernten wichtig. Erstens, dass das Screenen auf Eisenmangel bei unseren mit akuter HF hospitalisierten Patienten wirklich wichtig ist, weil diese Patienten wirklich ein hohes Risiko für unerwünschte Ereignisse nach der Entlassung haben und Eisenmangel bei diesen Patienten sehr häufig ist. Außerdem haben wir aus der AFFIRM-AHF gelernt, dass die Behandlung dieses Eisenmangels die Ergebnisse für diese Patienten erheblich verbessern und das Risiko für wiederholte Hospitalisierungen verringern kann.
Nun, mehr Zeit haben wir heute leider nicht. Ich bedanke mich bei unserem Publikum fürs Zuhören und Dr. Ponikowski und Dr. Filippatos für Ihre Teilnahme. Es hat mich sehr gefreut, mit Ihnen beiden zu sprechen.
Dr. Filippatos:
Es war eine große Freude und Ehre, hier mit Ihnen die Ergebnisse der AFFIRM-AHF-Studie zu besprechen, Piotr und Javed. Ich danke Ihnen vielmals für die Einladung.
Dr. Ponikowski:
Javed, Gerasimos, vielen Dank für dieses großartige Gespräch. Vielen Dank für die Einladung. Vielen Dank für die Gelegenheit, Bewusstsein für Eisenmangel zu schaffen und die AFFIRM-AHF-Daten präsentieren zu können. Vielen Dank.
Sprecher:
Sie hörten die CME-Fortbildung auf ReachMD. Diese Maßnahme wird von Medtelligence zur Verfügung gestellt und durch einen unabhängigen Fortbildungszuschuss von Vifor Pharma unterstützt.
Um Ihren kostenlosen CME-Credit zu erhalten oder diese Maßnahme herunterzuladen, besuchen Sie ReachMD.com/heartfailure. Vielen Dank fürs Zuhören.
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